Dies ist das einzige Foto, das die ganze Familie Wolf vereint zeigt.  Auguste, Gert, Hannelore und Nathan Wolf, ca. 1930.

Dies ist das einzige Foto, das die ganze Familie Wolf vereint zeigt.
Auguste, Gert, Hannelore und Nathan Wolf, ca. 1930.


 

Nathan Wolf und Auguste Neuhaus gründen eine Familie


 

Im Elternhaus eröffnet Nathan Wolf 1919 eine Praxis als Landarzt und heiratet 1925 die aus Köln stammende Auguste Neuhaus, die als Erzieherin zur Familie des Leipziger Kaufmanns Polich auf die Höri gekommen ist.

Anders als ihr Mann ist Auguste Neuhaus Christin. Ihr Vater Gustav arbeitet als Büro-Direktor des Kölner Oberbürger­meisters Adenauer, die Mutter ist schon vor Jahrzehnten verstorben. Erzogen wurde die kleine Auguste zusammen mit ihrer Schwester Elli von der Groß­mutter mütterlicherseits.

Aus dem Fotoalbum der Familie Neuhaus:
die Schwestern Auguste und Elli, ca. 1906 und 1909

 
Dankesschreiben des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer an Gustav Neuhaus vom 23. Dezember 1918

Dankesschreiben des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer an Gustav Neuhaus vom 23. Dezember 1918


Gustav Neuhaus (1878 bis 1946), »Bureaudirektor« des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer anlässlich eines Jubiläums im Kreise seiner Mitarbeiter

Gustav Neuhaus (1878 bis 1946), »Bureaudirektor« des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer anlässlich eines Jubiläums im Kreise seiner Mitarbeiter


Auguste Neuhaus als junges Mädchen

Auguste Neuhaus als junges Mädchen

Auguste Neuhaus

Auguste Neuhaus

Ausweispapier von Auguste Neuhaus vom April 1925

Ausweispapier von Auguste Neuhaus vom April 1925


Nathan Wolf mit seinem Sohn Gert, ca. 1928

Nathan Wolf mit seinem Sohn Gert, ca. 1928

Auguste Wolf mit ihrer Tochter Hannelore, ca. 1927

Auguste Wolf mit ihrer Tochter Hannelore, ca. 1927

Ihre gemeinsame Tochter Hannelore wird 1925, der Sohn Gert 1928 geboren. Damals leben nur noch wenige Juden in Wangen; die beiden Kinder gehören keinem Bekenntnis an.



Hannelore und Gert Wolf, ca. 1929

Hannelore und Gert Wolf, ca. 1929

Noch spielen christliche und jüdische Kinder friedlich miteinander: Ringelreihen auf dem Grundstück der Familie Wolf am Seeufer in Wangen, im Vordergrund Hannelore, rechts daneben ihr Bruder Gert, ca. 1931

Noch spielen christliche und jüdische Kinder friedlich miteinander: Ringelreihen auf dem Grundstück der Familie Wolf am Seeufer in Wangen, im Vordergrund Hannelore, rechts daneben ihr Bruder Gert, ca. 1931

Für kurze Zeit erhalten die Kinder in den dreißiger Jahren noch Hebräisch-Unterricht beim Konstanzer Rab­biner Bravmann; aber die finsteren Zeichen der Zeit sind auch im idyllischen Wangen nicht zu übersehen.

 
Großmutter Nanette Wolf mit ihren Enkelkindern Hannelore und Gert am 1. Juni 1932

Großmutter Nanette Wolf mit ihren Enkelkindern Hannelore und Gert am 1. Juni 1932

Die Großmutter war für mich die Güte in Person, vor allem, weil sie überhaupt keine Anstalten machte, uns zu erziehen.
Niemand konnte so erzählen wie meine Großmutter. Sie war eine wunderbare Erzählerin, sie konnte auch Stimmen nachmachen. Und wir wollten immer dieselben Geschichten hören aus dem alten jüdischen Wangen und aus ihrer Jugend – ihre eigenen Erlebnisse. Vielleicht ist das eine orientalische Begabung, so wie aus 1001 Nacht. Die Großmutter konnte es auch so anschaulich machen. Das sind für mich die schönsten Erinnerungen, und ich muss ganz offen sagen: Ich hab niemand in meinem Leben so lieb gehabt wie meine Großmutter.
Hannelore König



Eugen Segewitz, Portrait Auguste Wolf, 1930. Öl auf Holz

Eugen Segewitz, Portrait Auguste Wolf, 1930. Öl auf Holz

Eugen Segewitz (1886–1952), ehemaliger Meister­schüler von Hans Thoma an der Karlsruher Kunst­akademie, mietet ab 1920 auf Schloss Marbach Wohnung und Atelier. Noch ein Jahr zuvor war er Mitbegründer der »Gruppe Rih«. Seine gemäßigte Malerei lässt sich jedoch mit den revolutionären Zielen dieser Künstlervereinigung nicht verein­baren. Segewitz, der von 1930 bis zu seinem Tod 1952 in Wangen lebt, vertritt eine »bodenständige« und konservative Kunsthaltung und lässt sich in den folgenden Jahren durch den Nationalsozialismus ideologisch vereinnahmen.

Dann gab es ein Portrait meiner Mutter, das Eugen Segewitz gemalt hat. Dass man sich von einem Maler porträtieren ließ, war sicher etwas Besonderes. Das lag aber auch daran, dass die Künstler oft kein Geld hatten, um ihre Arztrech­nungen zu bezahlen. Also bezahlten sie den Arzt mit Kunst. Segewitz hat sich übrigens im »Dritten Reich« missverhalten.
Hannelore König


Walter Waentig, Portrait Hannelore Wolf, 1931. Öl auf Leinwand

Walter Waentig, Portrait Hannelore Wolf, 1931. Öl auf Leinwand

Walter Waentig, Portrait Gert Wolf, 1931. Öl auf Leinwand

Walter Waentig, Portrait Gert Wolf, 1931. Öl auf Leinwand

Der aus Sachsen stammende Portrait- und Land­schafts­maler Walter Waentig (1881–1962) lebt von 1921 bis 1962 in Gaienhofen.

Im Wohnzimmer hingen Portraits von meinem Bruder und mir. Walter Waentig hat uns gemalt, als ich fünf und mein Bruder drei Jahre alt war, also im Jahr 1931. Er hat uns nicht im Atelier gemalt, sondern kam zu uns nach Hause, mit dem Fahrrad, hinten drauf hatte er seinen Sohn Veit, der ein Jahr jünger ist als ich. Er hat übrigens 1953 ein sehr gutes Portrait von meinem Vater gemalt, er hat sein Wesen erfasst.
Hannelore König

 
 
Walter Waentig, Portrait Nathan Wolf, 1953. Öl auf Leinwand

Walter Waentig, Portrait Nathan Wolf, 1953. Öl auf Leinwand

Erst im Jahr 1953, elf Jahre nach dem Tod seiner Frau, komplettiert Nathan Wolf die bürgerliche Familiengalerie durch sein eigenes Portrait, das erneut der von der Familie hochgeschätzte Walter Waentig anfertigt.